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Das Ende

 
 
Das Ende 
 
In fünfzig Jahren ist es aus, sagt der World Wildlife Fund. Die Ressourcen und die Flächen, auf denen menschliches Leben möglich ist, sind dann zu Ende. Martin Jenkins vom World Conservation Monitoring Centre in Cambridge warnt: "Es scheint schneller zu gehen als jemals zuvor. Nie zuvor hatte ein einziges Lebewesen solche einen überwältigenden Einfluss auf das Leben auf der Erde. Wir stoßen auf unbekanntes Gebiet." 
 
Die Menschen in den USA verbrauchen doppelt so viele Ressourcen und Flächen wie die Menschen in Britannien und 24 mal so viel wie manche Menschen in Afrika. Dieser Ver-brauch nimmt um 1,5 ährlich zu. Ein Sprecher des britischen World Wildlife Fund sagt: "Wenn der Ressourcenverbrauch mit dieser Geschwindigkeit so weitergeht, würden wir zum Ausweichen mindestens zwei so große Planeten wie die Erde benötigen." Matthew Spencer von Greenpeace warnt: "Entweder gibt es eine große Umverteilung von den Reichen zu den Armen auf dieser Welt, oder dieser Planet geht in die Luft." 
 
In den vergangenen drei Jahrzehnten sind mehr als ein Drittel der Natur zerstört worden. In den Meeren wird es keine Fische mehr geben, Süßwasservorräte schwinden oder werden ver-seucht, Wälder, die das giftige Kohlendioxid aufnehmen könnten, werden zerstört. Der Kabeljaubestand im Nordatlantik sank von 264.000 t 1970 auf 60.000 t 1995. Die Wälder der Erde reduzierten sich von 1970 bis 2002 um 12 die Biodiversität der Meere um 33 nd die Süßwasservorräte um 55 1970 gab es noch 65.000 schwarze Rhinozerosse, heute 3.100. 1980 gab es noch 1,2 Mio afrikanische Elefanten, heute 50.000. Tiger wurden im letzten Jahrhundert auf 5 eduziert. In Britannien sank die Zahl der Grauammern seit 1970 um 92 die der Grauschnäpper um 70 die der Feldspatzen um 90 Im Laufe einer einzigen Generation wurde das Leben auf der Erde um fast die Hälfte reduziert. 
 

KT 14-7-02

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nehmt ihr uns bei euch auf? 
 
Sitze zur Zeit im Erzgebirge, während unten im Elbtal immer noch das Wasser steigt. Vor wenigen Tagen erst - es scheint mir schon viel länger her zu sein - fraßen sich hier die Gebirgsflüsse wie mit Presslufthämmern in die Erde ein. Auch unser Häuschen umrannten und umspülten, von den brutal verdichteten Feldern her, mehrere Flüsse und Flüsschen, um wenig weiter unten in die Häuser einzudringen und schließlich unter dem plötzlich berühmten Namen Weißeritz den Dresdner Zwinger zu besuchen. Dann, gestern früh 7 Uhr, die erste weinende Stimme aus Dresden-Kleinzschachwitz: "Nehmt ihr uns bei euch auf?" 
 
Und heute morgen vier Uhr die letzte Einquartierung; mein Bruder mit Frau, gerade noch so mit dem Moped aus dem unterdessen vom Wasser umschlossenen Kleinzschachwitz entkommen. Da, wo vom Haus meines anderen Bruders sicherlich gerade noch der Giebel zu sehen sein wird. Doch während ich das notiere, wird unter meinem Fenster geschnattert, gegessen und mit den Kindern Verstecken gespielt. Und schon melden wir uns am Telefon mit "Auffanglager Beerwalde". - Die Katastrophe als Möglichkeit plötzlichen Miteinanders. Als Gelegenheit, aus dem Trott auszubrechen. Obwohl wir dergleichen auch, um das tatsächliche Unglück nicht zu bagatellisieren, voreinander nicht zugeben dürfen. 
 
Mich selbst hat gestern Nachmittag nichts mehr hier oben gehalten; an den Polizisten vorbei habe ich mich nach meinem alten Kleinzschachwitz geschlichen, das seltsam sonntäglich und still auf mich wirkte, da es zum größten Teil schon evakuiert gewesen ist. Und als ich den Fluss sah, dachte auch ich: "Das kann doch nicht wahr sein" - eine Formel der Sprachlosigkeit. Vielleicht auch, weil der Fluss so erstaunlich langsam und selbstverständlich vorüberfloss: als hätte er sich nur in sein altes Recht eingesetzt, als flösse er schon immer derartig breit an den nun sehr weit entfernten Elbhängen entlang. 
 
Wobei mein Verstummen wohl auch diese Angst einschloss, die wir ebenfalls voreinander nicht zugeben dürfen: Dass es zu Ende gehen wird mit unserer privilegierten, gleitenden Lebensweise. Dass der Albtraum von der Schönen Neuen Welt noch von dem Albtraum übertroffen werden könnte, dass die Schöne Neue Welt niemals kommen wird. Doch während unter meinem Fenster geschnattert und gegessen wird und die Kinder spielen, hält der Nachbar drei Häuser weiter mit der Mähmaschine seinen Rasen kurz, als wäre nie etwas geschehen. 
 

Thomas Rosenlöcher am 14. August 2002


 

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Letzte Änderung am 14.10.2002
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